我怕资料有误,去了一个德文网站查。
http://www.vbs.admin.ch/internet/vbs/de/home/documentation/interview/110116i.html«Schweizer sehen die Waffe als Schutz»
16.01.2011 | NZZ am Sonntag
Bundesrat Ueli Maurer hält die Waffenschutz-Initiative für bedenklich
Interview: Katharina Bracher, Markus Häfliger
NZZ am Sonntag: Wo bewahrt der Verteidigungsminister seine Dienstwaffe auf?
Ueli Maurer: Ich habe mein Sturmgewehr abgegeben.
Als ehemaliger Major haben Sie auch eine Pistole erhalten.
Die habe ich meinem Bruder gegeben, er ist Sportschütze. Ich habe keine Waffen mehr zu Hause.
Hatte Ihre Frau Einfluss auf diesen Entscheid?
Nein, im Gegenteil. Meine ganze Familie riet mir dazu, die Waffe zu behalten. Sie ist der Meinung, dass eine Waffe Schutz bedeutet.
Sie haben aber nicht auf sie gehört?
Nein. Ich bin kein leidenschaftlicher Schütze. Ausserdem treffe ich auch nicht so gut.
In Schweizer Haushalten gibt es über eine Million Armeewaffen. Diese stellen laut den Initianten der Waffenschutzvorlage ein Sicherheitsrisiko dar, das leicht zu vermeiden wäre.
Nur die rund 216 000 Armeewaffen der noch dienstpflichtigen Soldaten müssten in die Logistikzentren. Jene Waffen, welche Armeeangehörige nach Abschluss ihrer Dienstzeit übernommen haben, sind davon nicht betroffen. Dass Armeewaffen ein Sicherheitsrisiko darstellen würden, ist nicht stichhaltig. Wenn jemand zur Lösung seiner Probleme Waffengewalt anwendet, steht dahinter eine menschliche Tragödie. Die Initianten gaukeln dem Volk vor, dass sich tragische Einzelfälle durch den Einzug der Armeewaffe verhindern liessen.
Ausländische Besucher staunen meist, dass Schweizer Soldaten ihre Waffe zu Hause haben. Wie erklären Sie diesen Besuchern, dass diese Waffen kein Sicherheitsproblem darstellen?
Ich erkläre ihnen das mit der Tradition. Bei uns geht es um kollektive Sicherheit. Im Notfall setzen wir die Waffen für Land und Unabhängigkeit ein. Führt aber ein Amerikaner im Auto eine Waffe mit, tut er dies aus Gründen des Selbstschutzes. Wenn in der Schweiz von Schiessen gesprochen wird, dann meist im Zusammenhang mit Schützenfesten. Fest – nicht Gewalt oder Gefahr. In der Schweiz sehen wir die Waffe als Schutz.
Schutz wovor? Es gibt keine Situation, in der ein Privater seine Waffe legal einsetzen könnte.
Das muss man in einem grösseren Zusammenhang sehen. In weiten Teilen der Bevölkerung wird die Armeewaffe als eine Art Versicherung für Notlagen wahrgenommen. In vielen Familien geniesst die Armeewaffe nach wie vor einen grossen Respekt.
Laut neusten Umfragen hegen vor allem Frauen Sympathien für das Anliegen der Waffeninitiative. Können Sie das nachvollziehen?
Selbstverständlich. Ich bin aber nicht einverstanden mit der Darstellung dieser Geschlechterfrage in den Medien. Ich kenne viele Frauen aus vorwiegend ländlichen Gebieten, die selbst schiessen und die Waffe als einen Schutz und nicht als Bedrohung empfinden. Es ist also keineswegs so, dass Frauen vor Waffen erzittern.
Welche Auswirkung hätte die Annahme der Initiative auf die Armee?
Das Training an der persönlichen Waffe ist bei der Ausbildung etwas vom Wichtigsten. Dazu ist das obligatorische Schiessen unverzichtbar.
Dann könnte man den Soldaten für das «Obligatorische» ja einfach eine Waffe ausleihen.
Das obligatorische Schiessen macht nur an der persönlichen Waffe Sinn, weil sie aufs eigene Auge eingestellt ist. Eine Annahme der Initiative würde das Obligatorische ernsthaft in Frage stellen. Denn eine Schiessübung ohne persönliche Waffe macht keinen Sinn.
Warum macht man die Schiessübung nicht einfach im Wiederholungskurs?
Damit verlieren wir einen Tag Ausbildungszeit.
Wenn wir WK-pflichtigen Kollegen glauben, so ist das WK-Programm alles andere als gedrängt.
Was haben Sie für Kollegen? Es ist insbesondere wichtig, zwischen den WK den Umgang und das Treffen mit der Waffe zu üben. Nicht zuletzt auch weil viele ihre WK verschieben.
Welche Konsequenzen hätte die Initiative für die Schützenvereine?
Die Mitgliederbestände der Schützenvereine sind leider schon heute leicht rückläufig. Die Annahme der Initiative würde diesen Trend beschleunigen.
Gemäss Bundesamt für Statistik sind rund 9 Prozent der Suizide, die in der Schweiz 2009 mit Schusswaffen verübt wurden, auf Armeewaffen zurückzuführen. Das sind 21 Todesfälle. Würde es sich nicht alleine für diese 21 Leben lohnen, die Armeewaffen einzuziehen?
Wenn jemand den Entscheid gefällt hat, zu sterben, dann ist die Verfügbarkeit von Waffen nicht ausschlaggebend. Es ist nicht die Waffe, die tötet, sondern der Mensch, der sie benutzt. An dieser Tatsache wird die Initiative nichts ändern.
Als Reaktion auf die Initiative hat die Armee die Taschenmunition eingezogen. Hat diese Massnahme etwas an der Sicherheitslage geändert?
Nicht gross. Vielleicht hat es in dem Sinne etwas gebracht, weil man auf die Gefährlichkeit der Munition hingewiesen hat. Man muss sich aber klar sein: Wer unbedingt Munition haben will, bekommt sie auch – auch auf illegalem Weg.
Welche logistischen Konsequenzen hätte die Annahme der Initiative für die Armee?
Man müsste in den Logistikzentren Platz schaffen. Das würde auch zu mehr Kosten führen. Aber es wäre machbar. Aus militärischer Sicht wäre die Initiative mit weitreichenden Konsequenzen für die Milizarmee umsetzbar. Doch die militärischen Argumente sind auch nicht die wichtigsten.
Welche denn?
Es geht um eine eminent staatspolitische Frage. Wir zwingen junge Menschen dazu, Dienst zu leisten und im Notfall für ihr Vaterland das Leben zu lassen. Wenn der Staat die persönlichen Waffen einzieht, entzieht er den Soldaten das Vertrauen. Das wäre ein staatspolitischer Sündenfall. Der Soldat fragt sich doch: Warum soll ich mich für mein Land einsetzen, wenn der Staat mir nicht einmal den Umgang mit der Waffe zutraut?